Virtuelle IBAN

Ein Beitrag von

Andreas Wegmann

Veröffentlicht am

18.07.2022

Aktualisiert am

03.11.2023

Lesezeit

3 min

Den Begriff „virtuelle IBAN“ kennen viele Menschen nicht oder können ihn nur schwer definieren. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass auch sie VIBANs  unbemerkt nutzen. Dieser Beitrag erläutert vereinfacht den Begriff und den Nutzen für den SEPA Raum.

Virtuelle IBAN – „normale IBAN“

Ein „normales“ Konto bei einer SEPA Bank ist einer „International Bank Account Number“, kurz IBAN, zugeordnet.  Eine solche IBAN enthält die Identifikation der Bank (Bank Identifier Code – BIC), die Kontonummer, eine Länderkennzeichen und eine Prüfziffer (verhindert Eingabefehler). Sie wird auch physikalische IBAN genannt, da sie vergleichbar einer „physikalischen Adresse“ eindeutig zuordenbar ist.
Die Idee einer virtuellen IBAN ist es nun, eine Ebene darunter weitere IBANs zuzulassen. Diese „virtuellen“ Konten sind also nicht eigenständig, sondern unterteilen lediglich das Guthaben des dazugehörigen physikalischen Kontos. Hinsichtlich des Zahlungsverkehrs mit anderen SEPA Banken sind VIBANs nicht eingeschränkt, d.h. sie können Zahlungen senden und empfangen. Verantwortlich für alle Transaktionen ist der Inhaber des physikalischen Kontos. Gute VIBAN Systeme erlauben den Kontoinhaber den automatisierten Umgang mit seinen IBANs in Echtzeit.

Wer nutzt eine virtuelle IBAN?

Viele Banken bieten ihren Firmenkunden virtuelle IBANs an, damit diese ihren Zahlungsverkehr bzw. ihre Buchhaltung optimieren können. Z.B. können einzelne Niederlassungen eine eigene VIBAN erhalten, um die Transparenz im Geldverkehr in einem Konzern zu erhöhen. Auch Immobilienkonzerne legen oft nicht nur pro Immobilie, sondern auch pro Mieter eine virtuelle IBAN an. Die Idee ist also alles andere als neu, aber mit zunehmender Geschwindigkeit der Bank IT Systeme und steigender Prozessautomatisierung werden mehr Anwendungsfälle möglich. Wo früher ein Konto zu Bürozeiten manuell eingerichtet wurde, kann heute sofort und jederzeit ein Bankkonto nutzbar gemacht werden. Sogar ein einzelner Geschäftsvorfall kann eine eigene VIBAN bekommen. Besonders in der Kombination mit Echtzeitzahlungen (SEPA instant payments) eröffnen VIBANs „rasante“, vollautomatisierte Geschäftsmodelle.

Wohin mit dem Geld?

Bei vielen Geschäftsideen im E-Commerce ist das „parken“ von Guthaben tatsächlich ein großes Problem, besonders wenn die Bezahlung und die entsprechende Leistung zeitlich auseinander liegen. Das Verwalten von Geldern bedarf in der EU einer (Teil-) Banklizenz. Wen ein EU-Bürger z.B. einen Gutschein über einen Vermittler kauft, wacht die EU Bankenaufsicht darüber, dass das Geld nicht veruntreut wird. Der Vermittler darf die Einnahmen nicht mit seinem Vermögen mischen, sondern muss es treuhänderisch verwahren, bis der Gegenwert erbracht wurde. Virtuelle IBANs vereinfachen und verbilligen derlei Geschäfte.
Nicht jede Pizza, die vom Lieferdienst gebracht wurde, wird schon so abgerechnet, aber ein Gutschein für einen Fallschirmsprung i.d.R. schon.

COBO – Collecting on behalf of others

Technisch gesehen ist eine VIBAN im Zahlungsverkehr so nutzbar wie eine physikalische IBAN, regulatorisch gibt es aber Unterschiede. Im einfachen Fall wird eine VIBAN genutzt, um Geld „einzusammeln“. Beispiel: in einem Online Shop wird Vorauszahlung vereinbart und dieser Kauf erhält eine eigene VIBAN. Auch ohne Angaben im Verwendungszweck wird die Zahlung richtig zugeordnet, weil die VIBAN ja nur für diesen einen Geldeingang (und eventueller Rücksendung) angelegt wurde.

PSU = Payment Service User, Kontoinhaber

Wie immer bei SEPA Zahlungen sind nicht nur eingehende Überweisungen (incoming SEPA credit transfer), sondern insbesondere auch Lastschriften (outgoing SEPA direct debit) für das Sammeln der Gelder geeignet. Mobilfunkbetreiber haben oft VIBANs für ihre Kunden, um die Gebühren bei ihren Telefonkunden per Lastschrift einzuziehen.

POBO – Payment on behalf of others

Ein deutlich höheres Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung entsteht, wenn über VIBANs auch Geld an Dritte ausbezahlt wird. Böse Akteure nutzen gerne die schnelle und vollautomatisierte Verarbeitung von VIBAN Systemen, um z.B. signifikante Beträge aufzuteilen und mittels einer Vielzahl von Kleinbeträgen zu transferieren.

PSU = Payment Service User, Kontoinhaber

Auch eine Auszahlung kann nicht nur als SEPA credit transfer sondern auch via eingehender SEPA direct debit Transaktion erfolgen, wenn das VIBAN Konto Lastschriften empfangen kann.

Wenn Sie weitere Fragen zu VIBAN Systemen haben, nutzen Sie bitte unser Kontaktformular.

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