Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
11.11.2021
Aktualisiert am
24.10.2022
Lesezeit
2 min
Update: die EZB hat per Pressemitteilung vom 20.10.2022 die Verschiebung des „Big Bäng“ auf den 20.03.2023 mitgeteilt!
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Zum November 2022 wird die TARGET Marktinfrastruktur der EZB umgestellt. Was harmlos klingt ist für SEPA Banken eine durchaus große Herausforderung. Einige Aspekte des TARGET2 Big Bang werden in diesem Beitrag erläutert.
Was ändert der TARGET2 Big Bang?
Die TARGET2/T2S-Konsolidierung soll die bisherige Infrastruktur effizienter machen. Dazu gehören
- eine Zentralisierung der Systeme (u.a. Liquiditätssteuerung und Stammdaten)
- Aufbrechen des Monopols von SWIFT als Zugangssystem und
- Umstieg auf zukunftsfähige Nachrichtenformate (IS0 20022).
Obwohl die Namensgebung scheinbar gleich bleibt, ist das IT System grundlegend neu. Die direkten SEPA Teilnehmerbanken müssen sich technisch und organisatorisch auf das neue T2/T2S einstellen.
Warum ein Big Bang?
Die Abwicklung von Finanztransaktionen erfordert die höchsten Sicherheitsstandards für IT-Systeme. Die Infrastruktur der EZB ist nicht nur ein Clearing System für Zahlungen, sondern auch für Wertpapiere. Folgendes Video erklärt Wesentliches zu Clearingverfahren im Interbankenzahlungsverkehr:
Zudem steuern die Nationalbanken hier u.a. die Mindestreserve ihrer Teilnehmer. Im Falle der Bundesbank sind dies mehr als 1.000 Banken. Diese Vielzahl an vitalen Aufgaben führen zu einer sehr hohen Komplexität, die nicht in einen Parallelbetrieb für eine sanfte Migration überführt werden kann.
Auf der Bankenseite besteht die gleiche Komplexität mit entsprechenden Folgen: alle Abläufe und Programme müssen angepasst werden. Auch für Banken wäre es wirtschaftlich meist nicht darstellbar zwei Systeme, neu und alt, parallel zu betreiben, da eine Abgrenzung (Aufgabenteilung) sehr schwierig ist.
Kein Plan B
Wenn die Finanzwelt neue Normen oder Regeln einführt, sind Verzögerungen eher die Regel als die Ausnahme. Systemrelevante Banken könnten den TARGET2 Big Bang verzögern, wenn sie nicht rechtzeitig ihr Umstellungsprojekt abschließen. Die EZB hat daher eine intensive Überwachung des Projektfortschrittes bei diesen Banken eingeführt, um rechtzeitig Gegensteuern zu können. Im Extremfall würde die Geschäftstätigkeit einer Bank vor dem TARGET2 Big Bang „verzwergt“ werden, bis die Systemrelevanz nicht mehr besteht. Aber auch alle anderen Banken müssen laufend nachweisen, dass sie sich auf die Umstellung vorbereiten. Wenn eine Bank tatsächlich zum Stichtag nicht mit dem neuen System umgehen kann, wird dies definitiv innerhalb weniger Tage zu ihrem Ruin führen.
Was müssen Banken für den TARGET2 Big Bang tun?
Die Bundesbank hat schon vor Jahren begonnen ihre direkten SEPA Teilnehmer auf die Konsequenzen der Umstellung einzustellen. Schrittweise muss die Erfüllung von Arbeitspaketen nachgewiesen werden. Mit Ende 2021 müssen z.B. die Anträge für die Einrichtung der Cash Konten eingereicht sein.
Spätestens mit Q3 2022 müssen per umfangreichen Tests die Fähigkeit zum Umgang mit der neuen Infrastruktur nachgewiesen werden. Diese Tests betreffen nicht nur die IT-Systeme (A2A Tests, A=Application) sondern auch das Training der Mitarbeiter (U2A, U=User). Die gesamte Dokumentation darüber, sowie alle Handbücher und Spezifikationen füllen viele tausend Seiten. In zahlreichen Online – Veranstaltungen werden die Inhalte vermittelt und dedizierte Support Teams geben Hilfestellung.
Scheitern ist keine Option.
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