Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
03.12.2021
Aktualisiert am
27.12.2021
Lesezeit
5 min
Im Einzelhandel gibt es oft Kooperationen zwischen Unternehmen, die sich eine Ladenfläche teilen. Neben den vielen Vorteilen gibt es auch Herausforderungen für solche Konzepte, z.B. der Bezahlvorgang. Bei Store in Store Payments soll das gegenseitige Verrechnen von Umsätzen möglichst vermieden werden. Hier ein Praxisbericht mit einem neuen Lösungsansatz:
Store in Store Payments: Das Pilotprojekt
In 2022 geht ein Pilotprojekt live, bei dem eine Krankenversicherung ihren Mitgliedern die Versorgung mit erstattungsfähigen Medikamenten so einfach wie möglich machen will. In diesem Land sind die Apotheken meist als „Store ins Store“ in Supermärkten zu finden. Die Medikamente werden also für gewöhnlich an der Supermarktkasse bezahlt. Viele Medikamente werden von der Krankenversicherung erstattet und die Erstattung soll statt per Papiergutschein digital mit dem Apotheker erfolgen. Für diesen Fall soll der Versicherte den Supermarkt verlassen können, ohne an der Supermarktkasse anstehen zu müssen. Gleichzeitig muss verhindert werden, dass Ladendiebe sich die Situation zu nutze machen, um Artikel des Supermarktes zu stehlen. Sicherheit und Bequemlichkeit müssen also ausbalanciert sein, damit Kunden, Apotheken und Supermarktbetreiber das Konzept akzeptieren.
Store in Store Payments: Die Anforderungen
Der häufigste Anwendungsfall ist das Abholen von Medikamenten, die von der Krankenversicherung bezahlt sind. Der Versicherte erhält dazu in der Mobile App der Versicherung einen entsprechenden „Gutschein“, der in ausgewählten Apotheken eingelöst werden kann.
Zusätzlich soll es möglich sein, dass der Versicherte weitere Medikamente kauft. Auch dieser Bezahlvorgang (Store in Store Payments) muss in der Mobile App der Versicherung ausgeführt werden können. Die Krankenversicherung möchte den Versicherten keine Bezahlmethode aufzwingen, sondern vielmehr die gängigen Bezahlmethoden des Landes zulassen. Neben der Kreditkarte sind dies lokale Online Wallet Zahlverfahren und „instant“ Überweisungen der Banken.
Alle Lösungsansätze sind bisher an den hohen Kosten gescheitert, weil für die Store in Store Payments Kartenterminals z.B. in Verbindung mit QR Codes zum Einsatz gebracht werden sollten. Die Anschaffung von Terminals, deren Anpassung und die Installation vor Ort machen diese Lösungen unwirtschaftlich. Auch die Handhabung und Abwicklungszeiten sind für Apotheker und Versicherte nicht zumutbar.
Store in Store Payments: Die scheinbare Lösung
Es gab schon viele Versuche die etablierten EFTPOS Terminals unter der Nutzung von Online Zahlverfahren aus Kostengründen zu umgehen, auch bei Store in Store Payments. Der Kunde wird auf seinem Smart Phone auf eine Bezahlseite, vergleichbar eines Online Shops geleitet und autorisiert dort die Zahlung. Abgesehen von den regulatorischen Hindernissen (manche Online Zahlverfahren sehen keine POS Zahlungen vor und der Händler verliert jeden „charge back“ Streitfall), bleibt auch immer das Problem der Bestätigung für den Apotheker. Bevor die Ware übergeben wird, muss er sicher sein können, dass ihm die Krankenversicherung den Betrag erstattet. Nicht viele Apotheker wollen der Anzeige auf dem Smart Phone des Kunden vertrauen, da sie allzu leicht manipulierbar wäre.
Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, den Zahlungseingang auf dem Konto online zu prüfen. Dazu müsste allerdings ein Anzeigegerät zum Einsatz kommen, dass diesen Konteneinblick erlaubt. Nicht jeder Geschäftsinhaber will aber alle seine Geldeingänge seinen Angestellten zugänglich machen.
Das neue Prinzip
Im beschriebenen Beispiel macht sich das Versicherungsunternehmen den Umstand zu nutze, dass die Versicherten ihr Smart Phone mit der Mobile App der Versicherung bei sich tragen. Hier werden u.a. die Berechtigungen für die Medikamente verwaltet. Das Smart Phone des Versicherten wird zur Prüfung und Bestätigung genutzt und erzeugt dann eine fälschungssichere Quittung auf dem Drucker des Apothekers.
Die Mobile App der Versicherung auf dem Smart Phone des Kunden verbindet sich zu Verifizierung mit einem Zertifikate Server. Die Echtheit des Gutschein sowie das Zertifikat der Mobile App können so zweifelsfrei geprüft werden. Die Bestätigung wird dann via Bluetooth (LE) Verbindung an einen kleinen, handelsüblichen Drucker mit Bluetooth- und Kryptomodul weitergeleitet. Stimmen die Zertifikate des Gutscheins, des Smart Phones und des Druckers (Händlers) überein, wird eine Quittung gedruckt.
Der Quittungsdruck wird zusammen mit dem Medikament in einem versiegelten Beutel an den Kunden übergeben. Beim Verlassen des Supermarktes kann das Siegel einfach per Augenschein geprüft werden. Erscheint das Siegel manipuliert kann ggf. der Inhalt des Beutels gegen die Quittung geprüft werden. Mit dieser einfachen Maßnahme wird Ladendiebstahl wirksam verhindert.
Die Sicherheit
Da das Smart Phone des Versicherten die einzige Verbindung zwischen dem System der Krankenversicherung und dem Quittungsdrucker des Apotheker ist, muss die Manipulationssicherheit zu 100% gegeben sein. Weder eine Veränderung noch die Wiederverwendung von Gutscheinen darf möglich sein. Mit Hilfe von aufeinander aufbauenden Zertifikaten und des Kryptomoduls im Drucker wird dies gewährleistet. Der Apotheker kann sich also 100% sicher sein, dass das ausgegebene Medikament für ihn abgerechnet wird.
Für den Fall des Diebstahls des Quittungsdruckers, kann dieser selbstverständlich deaktiviert werden. Der Missbrauch eines gestohlenen Druckers beschränkt sich ohnehin nur auf den Weiterverkauf der Hardware.
Für den Fall eines zusätzlichen Einkaufs kann in der Mobile App der Versicherung zu einem beliebigen Bezahlverfahren weitergeleitet werden, dass auf dem Smart Phone installiert ist. Die einzige Einschränkung hierbei ist die nötige Finalität der Transaktion, d.h. das Verfahren darf kein nachträgliches Storno zulassen. Der Versicherte autorisiert also eine Zahlung auf seinem Smart Phone in seiner bevorzugten Zahlart und der Betrag wird dann auf dem Quittungsdruck ausgewiesen. Ganz nebenbei wird so auch die Anforderung nach einer kontaktlosen Abwicklung erfüllt.
Die Kosten
Der wesentliche Kostenfaktor von konventionellen Konzepten – ein Kartenterminal samt Integration – entfällt für die Versicherung bzw. den Apotheker. Die Administration der Gutscheine erfolgt ausschließlich in der Mobile App bzw. dem dazugehörigen Verwaltungssystem. Der Drucker kann als „stand alone“ Lösung betreiben werden und bedarf nur einer Stromversorgung und handelsübliches Papier. Das Gerät kostet einmalig >100€. Alternativ kann auch ein Einbaumodul in einen vorhanden Drucker nachträglich eingebaut werden, wobei dies oft nicht wirtschaftlich sein dürfte.
Ein Kostenfaktor ist selbstverständlich auch das verwendete Zahlverfahren bei den Store in Store Payments. Kreditkartengesellschaften und Mobile Wallet Betreiber schöpfen selten weniger als 3% vom Umsatz ab. Um auch diese Kosten zu senken, sollen schrittweise die Online Banking Apps der ortsansässigen Banken angebunden werden. Die Verwendung einer günstigen Zahlart wird von der Krankenversicherung insentiviert.
Die Store in Store Payments mit SCT Inst
Da das Pilotprojekt in einem Land außerhalb des SEPA Raumes erfolgt, können dort nicht die Möglichkeiten des PSD2 Open Bankings genutzt werden. Die Verbindung des genannten Konzeptes mit SEPA Instant Payment Transaktionen dürfte auch hierzulande die Betreiber von Store-in-Store Konzepten interessieren. Die Kostenvorteile gegenüber den Kartenterminals nebst den hohen Abwicklungs- und Transaktionsgebühren sind groß. Zusätzlich sind hohe Transaktionsbeträge bis 100.000€ möglich und das Geld ist ohne Abzug innerhalb von wenigen Sekunden auf dem Konto des Verkäufers.
Für weitere Fragen oder Interesse an diesem Konzept nutzen Sie bitte unser Kontaktformular.
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