Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
29.10.2020
Aktualisiert am
16.11.2020
Lesezeit
3 min
Inhalt des Artikels
Request to Pay: Wer steckt dahinter?
Im Juni 2020 hat das European Payments Council das sogenannte Rulebook für Request-to-Pay (SEPA RTP Scheme Rulebook 2020) veröffentlicht und schafft damit Request to Pay Grundlagen. Die Europäische Union will zusammen mit den SEPA Banken das Eurosystem (TARGET Services) um eine Variante im Zahlungsverkehr erweitern. Erklärtes Ziel dabei ist es den Komfort, die Sicherheit und die Automatisierungsmöglichkeiten für alle Beteiligten zu erhöhen.
Es ist naheliegend, dass die EU mit Request to Pay (R2P) die Dominanz von nicht EU Zahlungsanbietern wie z.B. PayPal eindämmen will.
Request to Pay: Wie funktioniert das?
R2P ist kein Zahlverfahren an sich, d.h. es wird nicht unmittelbar Geld bewegt. Vielmehr handelt es sich um eine Benachrichtigung an einen Kontoinhaber, dass ein anderer Kontoinhaber Geld von ihm erhalten will. Im Rulebook werden dazu die entsprechenden Formate festgelegt (pain013, pain014).
Es werden zwei Schritte unterschieden:
- Anerkennung der Forderung (hält der Zahler die Forderung für gerechtfertigt?)
- Begleichen der Forderung (unverzügliche Zahlung, spätere Zahlung, ggf. Teilzahlung, regelmäßige Zahlungen)
Daraus ergeben sich verschiedene Kombinationen die unterschiedliche Geschäftsfälle unterstützen sollen
- gleich anerkennen / gleich zahlen: z.B. stationärer Handel (Geld gegen Ware)
- gleich anerkennen / später zahlen: z.B. Online Handel (Geld bei Lieferung)
- später anerkennen / später zahlen: z.B. wenn der Zahler noch auf weitere Informationen wartet
Wenn die Forderung definiert wird, kann also die zeitliche Abfolge mit Fristen bestimmt werden. Maximal sind bei R2P drei Monate zulässig. Die zeitliche Abfolge beeinflusst dann das nachfolgende SEPA Zahlverfahren
- SEPA Instant Payment (SCT Inst): Zahlung wird innerhalb weniger Sekunden ausgeführt
- SEPA Gutschrift (SCT): „normale“ Überweisung, ggf. Terminüberweisung
Request to Pay: Wer braucht das?
Das Anfordern von Geld erfolgt gewöhnlich mittels einer Rechnung und der Zahler führt eine Überweisung aus. Wenn diese Anforderung aber über ein Zahlungsverkehrsnetz erfolgt, ist sie automatisch dem zugehörigen Geldfluss (der Überweisung) zugeordnet. Diese natürliche Zuordnung vereinfacht den Vorgang, verhindert Fehler und ermöglicht die vollständige Digitalisierung.
Es gibt verschiedene Einsatzszenarien:
- Point of Sale – stationärer Handel (eine weitere Betrachtung finden Sie hier)
- Online Handel (eine weitere Betrachtung finden Sie hier)
- Call Center(eine weitere Betrachtung finden Sie hier)
- B2C – Business to Consumer Zahlungen
- B2B – Business to Business Zahlungen
Die Nachrichtenformate von Request to Pay lassen auch die Übermittlung von Rechnungsdaten zu. Da Rechnungsinformationen sehr umfangreich sein können und die beteiligten Zahlungsverkehrssysteme sich i.d.R. auf ihre Kernfunktion beschränken, bleibt die praktische Anwendung noch abzuwarten.
Request to Pay: Wann und wie kann ich das nutzen?
Die Publikation des Rulebooks schafft für Request to Pay Grundlagen und befähigt die Banken ihre Systeme für R2P vorzubereiten. Da R2P ja verschiedene Varianten besitzt, muss in der Electronic Banking Anwendung auch eine übersichtliche Handhabung dieser Transaktionen möglich sein. Wie viele Banken dies in welchem Zeitraum umsetzen, ist nicht seriös vorhersagbar. Verständlicherweise werden Banken nur dann in die Technologie investieren, wenn entsprechende Nachfrage bei Firmen- und Privatkunden besteht.
Request to Pay: Was kostet das?
Auch bei den Kosten kann durch die Variantenvielfalt von R2P keine einheitliche Aussage getroffen werden. Wie geschrieben ist R2P selbst ja kein Zahlverfahren, d.h. zu den Kosten der R2P Nachricht müssen auch die Kosten des verbundenen Zahlverfahrens addiert werden.
Im Interbankenzahlungsverkehr sind seitens der EZB zwar sehr geringe Kosten (siehe Beispiel SEPA Clearer) zu erwarten, allerdings müssen Banken ihre Investitionen für die Bereitstellung der Funktionalität an die Konteninhaber weiter berechnen. Letztlich wird der Wettbewerb zwischen den Banken die Höhe der Gebühren bestimmen.
Request to Pay: Chance für Banken?
Mit R2P wird die Authentifizierung und Autorisierung eine Zahlung wieder „zum Konto“ gebracht und nicht etwa an ein Card Scheme delegiert (Kostenvorteil!). Das eigene Konto rückt für den Kontoinhaber damit wieder stärker ins Blickfeld. Banken können dies nutzen, um mit ihrer eigenen Banking App für den Kontoinhaber wieder die Schaltzentrale seiner Finanzgeschäfte zu sein, statt auf die Funktion des Geld Containers reduziert zu werden.
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