Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
16.02.2022
Aktualisiert am
16.02.2022
Lesezeit
3 min
Egal ob eine Zahlung als Überweisung (SEPA credit transfer) oder als Lastschrift (SEPA direct debit) ausgeführt wird, oft dauert es unterschiedlich lange bis sie beim Empfänger ankommt. Wie solche unterschiedlichen Laufzeiten zustande kommen können, wird in diesem Beitrag erklärt.
SEPA Zahlungsverkehr in Echtzeit?
Zahlungen in Echtzeit sind zwar in aller Munde, aber bei weitem die Ausnahme. Der Großteil des weltweiten Zahlungsverkehrs und auch der des Eurosystems ist auf die Verarbeitung von Stapeldateien ausgelegt. Der Grund dafür liegt nicht nur in der (fehlenden) Leistungsfähigkeit der IT Systeme, sondern hat auch ganz praktische Gründe. Aus der Stapelverarbeitung ergibt sich z.B. die Möglichkeit der Priorisierung: eine Bank verarbeitet zunächst die Zahlungseingänge für die Konten und danach die Zahlungsausgänge. So werden die Konten möglichst gedeckt sein, um im nächsten Augenblick ausgehende Zahlungen tätigen zu können.
In einem in Echtzeit buchenden System kann folgendes passieren:
- Kontostand 12:00 Uhr = 700,-€
- Lastschrifteinzug Miete 12:05 Uhr über 800,- wird mangels Deckung abgewiesen
- Geldeingang Gehalt 12:10 Uhr von 2.000,-€; neuer Kontostand 2.700,-€
Natürlich muss eine Bank Mechanismen haben, um derlei zu verhindern. Ein Bankkunde wird kaum Verständnis haben, wenn die Lastschrift für seine Miete „platzt“, obwohl augenscheinlich viel Geld auf dem Konto ist.
Auch die Clearingsysteme arbeiten meist nicht in Echtzeit, weil es auch hier einen Unterschied macht, wann eingehende und ausgehende Zahlungen verarbeitet werden. Eine Bank mit geringer Liquidität könnte sonst versucht sein, sofort alle Zahlungseingänge zu verarbeiten, die ausgehenden Zahlungen aber möglichst spät. Auch bei den Clearingsystemen gibt es Vorkehrungen, um solche einseitigen Vorteilsnahmen zu verhindern.
Im Euroraum werden nur die sog. SEPA Instant Payments in Echtzeit verarbeitet, z.B. über TIPS.
Welche Faktoren bestimmen die Laufzeit einer SEPA Zahlung?
Die Antwort auf diese Frage ist: es kommt darauf an. Zunächst ist die Art der Transaktion wichtig. Im Bild ist die Lastschrift (Basislastschrift) dargestellt, die frühestens einen Tag nach der Einreichung von der Debitor Bank gebucht werden darf. Diese Restriktion besteht bei Überweisungen nicht. Weiterhin bestimmen die Bearbeitungszeiten der beteiligten Stationen die Laufzeit einer SEPA Zahlung. Auch bei dem einfachen Fall einer nationalen SEPA Zahlung sind zumindest drei Stationen beteiligt: die Creditor Bank, das Clearing System und die Debitor Bank.
In unserem Beispiel ist das Clearingsystem der Bundesbank für den elektronischen Massenzahlungsverkehr (EMZ) dargestellt, der sog. SEPA Clearer. Dieses System hat täglich mehrere Verarbeitungszyklen für Lastschriften.
Wenn die Lastschrift nach 20:00 Uhr beim SEPA Clearer eintrifft, wird sie erst am nächsten Tag ausgeliefert, d.h. an die Bank des Debitors übermittelt. Voraussetzung ist allerdings, dass es sich um Betriebstage des SEPA Clearers handelt. An Wochenenden oder Feiertagen findet keine Bearbeitung statt. Selbst wenn die Systeme der Creditor und Debitor Bank in Echtzeit arbeiten, kann sich wegen des Clearing Systems die Laufzeit einer Transaktion verlängern.
Wieso ist die Laufzeit einer SEPA Zahlung manchmal sehr kurz?
Es gibt im Euroraum auch Clearingsysteme wie z.B. CENTROlink, die echtzeitorientiert arbeiten. Wenn Creditor und Debitor Bank dies auch tun, ist eine SEPA Transaktion fast immer in Echtzeit ausgeführt.
Sehr häufig haben Sender und Empfänger ihr Konto auch bei der selben Bank oder Bankengruppe, z.B. der Sparkassengruppe. Solche SEPA Transaktionen werden dann intern verarbeitet und werden dann meist auch nahezu unmittelbar ausgeführt.
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