Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
10.10.2024
Aktualisiert am
17.10.2024
Lesezeit
3 min
Die ISO 20022 ist ein strukturiertes Nachrichtenformat und eignet sich daher ganz wunderbar, um große Datenmengen effizient zu verarbeiten. Der Standard sieht auch zahlreiche Felder vor, um Adressdaten in allen erdenklichen Varianten abzubilden. International sind Adressangaben alles andere als einheitlich. Bei der SEPA Einführung wurde die Qualität der Adressdaten auf dem niedrigen Niveau des SWIFT MT Formates belassen: zwei Felder Freitext mit je 70 Zeichen. Mit der Erweiterung „Hybrid Postal Address“ wird die Datenqualität im SEPA Zahlungsverkehr ab November 2025 angehoben.
Warum sind Adressdaten wichtig?
Um eine SEPA Zahlung abzuwickeln, genügt die richtige IBAN und der Betrag. Alle anderen Angaben sind für das Clearing nicht notwendig und bleiben meist leer. Nur wenn eine Zahlung gem. Geldtransfer Verordnung Adressangaben aufweisen muss, wird das Vorhandensein der Angaben geprüft. Eine Plausibilitätsprüfung erfolgt im Clearingsystem nicht.
Für eine schnelle Weiterleitung von Zahlungen im Massenzahlungsverkehr – insbesondere bei grenzüberschreitenden Zahlungen – sind strukturierte Adressangaben jedoch eine enorme Hilfe.
Auch bei der Strafverfolgung werden sich Vorteile ergeben: wenn Geldwäscher oder Steuerbetrüger strafrechtlich relevante Zahlungen verschleiern wollen, werden Zahlungen über viele Stationen (Banken, Konten) geleitet. Dabei werden Schreibweisen von Namen und Adressen meist leicht abgewandelt oder in der Reihenfolge verändert. Wenn Aufsichtsbehörden und Ermittler illegale Geldströme verfolgen, verhindern unstrukturierte Daten ein effizientes Filtern. Schon eine sehr grobe Einteilung nach Land und Stadt bedeutet eine große Erleichterung z.B. im Kampf gegen den Mehrwertsteuerbetrug (siehe Beitrag CESOP).
Die Hybrid Postal Address Einführung in SEPA
Ursprünglich war es vorgesehen, vollständig strukturierte Adressangaben bis November 2025 verpflichtend einzuführen. Eine Umfrage der Payment Market Practice Group unter Firmenkunden ergab, dass sich fast die Hälfte nicht in der Lage sehen, die dedizierte ISO 20022 Adresse zu liefen. Was auf der Kundenseite nicht geliefert wird, lässt sich im Interbankenzahlungsverkehr nicht heilen.
Statt einer harten Umstellung zum November 2025 wird es daher eine Duldung für unstrukturierte Adressangaben bis November 2026 geben.
Zum November 2025 wird eine Mischform von strukturiert und nicht strukturierten Adressangaben eingeführt: die semi-strukturierten Adressen (Hybrid Postal Address). Diese Form der Adressangabe bleibt dann bis auf weiteres zulässig, d.h. es gibt eine Koexistenz mit den strukturierten Adressangaben.
Was heißt semi-strukturiert?
Manche Dinge kann man entweder ganz oder gar nicht tun. Zunächst hört sich Hybrid Postal Address an, als wäre jemand ein bisschen schwanger. Im Bezug auf Adressangaben machen „zum Teil“ strukturierte Angaben schon einen Sinn. Bisher konnte jeder Teilnehmer die Adressangaben in zwei zulässigen Textzeilen nach eigenem Ermessen verteilen. Die Reihenfolge von Land, Ort und anderen Angaben war nicht festgelegt.
Bei dem Hybrid Postal Address werden Land und Ort in ein eigenes Datenfeld geschrieben, während Straße, Hausnummer und sonstige Angaben weiterhin in einem Freitextfeld stehen. Immerhin kann damit also schnell und sicher das Land und die Stadt als Filterkriterium dienen. SEPA Zahlungen mit vollständig strukturierten Adressangaben werden vermutlich noch lange in der Minderheit bleiben.
Wie können Banken mit dem neuen Format umgehen?
Wenn ab November 2025 der SEPA Clearer der Deutschen Bundesbank keine unstrukturierten Adressangaben mehr akzeptiert, heißt dies nicht, dass das Core Banking System einer Bank um die Datenbankfelder erweitert werden muss. Es gilt lediglich festzulegen, wo im Datenbestand die Information zu Land und Stadt eines Kontoinhabers steht. Wenn – wie in diesem Beispiel – im vorhandenen Datenbestand das Land immer ganz vorne in der zweiten Adresszeile steht und die Stadt (mit Komma und Leerzeichen getrennt) danach, kann ein modernes Zahlungsverkehrssystem wie CPG.classic die Adressdaten dort auslesen bzw. schreiben. Die regulatorische Änderung kann also vom Zahlungsverkehrssystem abgefangen werden.
Wenn Sie in Ihrem Unternehmen nach Softwarelösungen zur Aufbereitung Ihrer Transaktions- bzw. Adressdaten suchen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Bildquelle: Payment Market Practice Group
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