Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
02.12.2024
Aktualisiert am
03.12.2024
Lesezeit
4 min
Die weltweite Kartenbranche wird sicherlich nicht so schnell untergehen, aber zumindest in den Euroländern wird sie ab 2025 Geschäft verlieren. SEPA Instant Payments (SCT Inst) werden in vielen Fällen Kartenzahlungen ersetzen können. Warum das so ist, erläutert der Beitrag.
Bargeldlos Bezahlen mit Karte oder Smartphone
Bargeld ist immer weniger Menschen wichtig und sie wollen stattdessen überall mit einer Karte (oder ihrem Smartphone, indem die Kartendaten hinterlegt sind) bezahlen. Die dazu nötige Infrastruktur ist schwer zu durchblicken, weil es nationale (in Deutschland die girocard) und einige internationale Kartensysteme (am bekanntesten Visa und Mastercard) gibt. Die Gemeinsamkeit aller Kartensysteme ist, dass der Karteninhaber keine Gebühren für die Einkäufe bezahlt, sondern eher Zusatzleistungen (Rabattpunkte, Versicherungsleistungen, Lotterielos, …) erhält.
Der sogenannten Akzeptanzstelle (Einzelhändler, Reisebüro, Restaurant, Tankstelle, …) wird einen Anteil vom Umsatz (Disagio) einbehalten und mit diesem Geld wird das gesamte Kartensystem finanziert. Im internationalen Geschäft werden noch Erträge durch den Währungswechsel erzielt (aber die Kreditzinsen der „Kreditkarten“ landen bei der Bank und nicht der Kartengesellschaft).
Ein Blick auf die Bilanzen der großen Kartengesellschaften genügt für die Feststellung, dass es sich um ein Milliardengeschäft mit hohen Renditen handelt. Auf der Rückseite dieser Medaille ist die Belastung der Volkswirtschaften durch dieses System, da die Kosten für das Bezahlen letztlich in höheren Preisen münden.
Kern des Problems: das Kartenterminal
Am sog. Point of Sale (POS, Akzeptanzstelle) gibt es ein Kartenterminal, dass die Kartendaten der Kundin oder des Kunden aufnimmt und zur Autorisierung der Zahlung an das Abrechnungssystem (Autorisierungssystem) überträgt.
Während der Diebstahl einer einzelnen Karte einen überschaubaren Schaden im System anrichten kann, kommt ein Kartenterminal mit vielen hundert Kartendaten in Berührung. Das Kartenterminal ist daher ein großer Risikofaktor beim Bezahlvorgang. Diese Terminals sind im Laufe der Jahre, getrieben von Betrügereien, immer sicherer (z.B. per Chip & PIN Verfahren) und damit komplexer geworden.
Auch die nötigen Übertragungswege (Netzbetrieb) zum Autorisierungssystem und das Autorisierungssystem an sich müssen die höchsten Sicherheitsstandards erfüllen und stetig aufgerüstet werden.
SCT Inst am POS
SCT Inst Transaktionen sind für viele Anwendungsfälle hinreichend schnell, um am POS eingesetzt zu werden. Der wichtigste Vorteil bei SCT Inst am POS ist jedoch, dass dies Art von Transaktion ganz anders funktioniert und kein separates Autorisierungssystem benötigt. Der Händler benötigt kein Kartenterminal, sondern muss lediglich seine (!) Daten an den Käuferin oder Käufer übermitteln. Am POS gibt es also kein Gerät mehr, dass Bezahldaten „sammelt“, sondern die nötigen Daten (IBAN, Betrag) werden dem Kunden nur exponiert.
Der eigentliche Bezahlvorgang findet nur auf dem Smartphone der Kundschaft statt: anhand der IBAN des Händlers wird eine SEPA-Überweisung in der Banking App des Kunden ausgeführt.
Diese Möglichkeit einer simplen Überweisung bestand natürlich schon lange, aber ab erst ab 2025 muss jeder Kontoinhaber in den 20 Ländern der Eurozone die Möglichkeit haben, eine Überweisungen „Instant“ auszuführen. Der Händler bekommt sein Geld innerhalb von Sekunden auf sein Konto und damit taugt SCT Inst für Bezahlvorgänge am POS.
Fotoüberweisung mittels QR-Code und SEPA Instant Payment
Die einfachste Möglichkeit die IBAN und den Zahlbetrag vom Händler an das Smartphone der Kundschaft zu übertragen, ist ein QR-Code. Alle Mobile Banking Apps der relevanten Banken bieten die Funktion Fotoüberweisung an, die aus dem QR-Code die Vorlage für eine (Instant) Überweisung macht. Neben der IBAN und dem Betrag sollte pro Transaktion ein eindeutiger Verwendungszweck (zum Kontenabgleich für den Händler) enthalten sein.
Der Käufer fotografiert einfach den QR-Code in seiner Banking App und gibt die Überweisung z.B. per Finger Print oder Face ID frei. Er muss dabei weder NFC noch Bluetooth aktiviert haben.
Im Unterschied zu anderen Zahlverfahren übermittelt der Kunde also nicht seine Bezahldaten, sondern empfängt nur die Angaben für die Überweisung vom Händler. Betrüger haben keinen Ansatzpunkt für Angriffe und es wird kein teures Kartenterminal benötigt.
Der Händler erhält gem. SEPA Regularium von seiner Bank innerhalb von Sekunden die Nachricht über den eingegangenen Umsatz.
Clearing und Settlement über TARGET
Kern einer (Kredit)Kartenlösung ist ein eigenes Clearing und Settlement System, bei dem die Teilnehmer (Karteninhaber und Akzeptanzstellen) Konten haben und die Umsätze verrechnet werden. Die Kartenorganisationen gehören zum größten Teil Banken und müssen gewinnorientiert arbeiten, und die Gebühren sind entsprechend hoch.
Beim Einsatz von SCT Inst am POS wird die Marktinfrastruktur der Europäischen Zentralbank (EZB) für das Clearing und Settlement benutzt (TARGET). Die EZB ist eine Institution der EU und arbeitet nicht gewinnorientiert. Zwar können Banken eine Transaktionsgebühr für Echtzeitüberweisungen verlangen, aber ab 2025 darf diese Gebühr nicht höher sein als die einer herkömmlichen Überweisung.
Die Gebührenmechanismen der Kartenbranche, wie z.B. die sog. Interchange Fee gibt es in diesem System nicht. Die Transaktionsabwicklung ist also systembedingt dramatisch günstiger für die Akzeptanzstelle.
Die Vorteile von SCT Inst am POS im Überblick
- minimale Kosten für die Akzeptanzstelle (Buchungsposten bei der eigenen Bank)
- keine Verträge oder Regularien – für jeden SEPA Kontoinhaber nutzbar
- kein Kartenterminal
- +340 Mio. potenzielle Nutzer
- einfacher Geldtransfer auch zwischen Privatkunden (Peer to Peer)
- keine ausländischen Intermediäre (Datensicherheit, EU Hoheit)
- keine Chargebacks
- keine Betragsbegrenzung
Fazit
Die einzige Hürde für den weitreichenden Einsatz von SCT Inst am POS ist noch die Unkenntnis der meisten Kontoinhabenden in den Euroländern. Zwar haben sie zumeist schon ihre Banking App auf dem Smartphone, aber die Funktion Fotoüberweisung nutzen derzeit nur ca. 20%.
Banken werden die Veränderung nicht positiv sehen, da ihre Verdienstmöglichkeiten bei Kartenlösungen höher sind (Interchange Fee). Die höhere Bindung Ihrer Kontoinhaber zum Konto tröstet sie vermutlich wenig.
Sobald die kritische Masse an Nutzenden überschritten ist, hat SCT Inst am POS das Potenzial erheblich zum bargeldlosen Zahlungsverkehr in der Eurozone beizutragen. Die geringen Kosten, keine Betragsgrenze und die einfache Nutzbarkeit machen SCT Inst am POS weltweit zu einem herausragenden Bezahlsystem und entlasten die Wirtschaft in den Euroländern.
Wenn Sie als Händler, Finanzinstitut oder als Betreiber von Bezahllösungen Unterstützung bei der Umsetzung von SCT Inst am POS benötigen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Teilen