Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
20.01.2023
Aktualisiert am
04.11.2023
Lesezeit
3 min
Die Übertragung von Finanztransaktionen muss selbstverständlich mit höchstmöglicher Sicherheit erfolgen. Gleichzeitig soll diese Sicherheit nicht durch proprietäre Systemlösungen teuer erkauft werden müssen oder zu technischen Abhängigkeit führen. Ein gelungenes Beispiel für die Minimierung von Nachteilen und Maximierung der Vorteile ist der Kommunikationsstandard EBICS.
Was ist EBICS?
EBICS (Electronic Banking Internet Communication Standard) dient der Übertragung von Finanztransaktionen zwischen (Firmen-) Kunden und ihrer Bank. Ebenso wird EBICS im Interbankenzahlungsverkehr eingesetzt, wobei hier zusätzliche Funktionen erforderlich sind. Die Vereinigung der deutschen Banken (www.die-dk.de, bzw. die Vorgängerorganisation ZKA) hat 2006 diesen offenen Standard erarbeitet, um eine unabhängige, leistungsstarke und zukunftsfähige Möglichkeit zur Transaktionsübermittlung zu schaffen.
Inzwischen sind Frankreich, Österreich und die Schweiz der EBICS Gesellschaft beigetreten, sodass der Weg zum europäischen Standard vorgezeichnet ist. Bei dieser Entwicklung sind internationale Firmenkunden eine treibende Kraft, weil diese nicht mit jeder Bank und in jedem Land unterschiedlich kommunizieren wollen.
Offener Standard vs. herstellerbasierter Lösung
Die ungewöhnlichste Eigenschaft von EBICS ist, dass es sich um einen offenen Standard handelt, der das Internet als Übertragungsweg nutzt. Prinzipiell kann jedes Unternehmen seine eigene Lösung programmieren um sie selbst zu nutzen oder zu vermarkten. Damit ist ein funktionierender Wettbewerb unter Softwareanbietern entstanden, sodass EBICS in Sachen Kosteneffizienz weltweit seinesgleichen sucht.
Im Vergleich dazu ist die Transaktionsübermittlung z.B. via SWIFT immer an die dort verwendete Soft- und Hardware gebunden. Das SWIFTnet ist ein eigenständiges Kommunikationsnetzwerk dessen Kosten unter den Nutzern aufgeteilt werden müssen. Ein dediziertes Kommunikationsnetz verspricht vielleicht mehr Sicherheit, hat aber naturgemäß sehr hohe laufende Kosten.
Die Vorteile von EBICS
Kostengünstig
Da Transaktionen via Internet übertragen werden, entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Infrastruktur. Die Verfügbarkeit kann bei Bedarf durch einen besseren Internetzugang optimiert werden.
Multibankfähig und flexibel
Nicht nur für Firmenkunden, sondern auch im Interbankenzahlungsverkehr ist die transparente Verwaltung von unterschiedlichen Kommunikationspartnern (Clearing Systeme, Partnerbanken) wichtig. Im bilateralen Verhältnis können individuelle Nachrichtenformate (z.B. Vertragsdaten) übertragen werden, sodass intensive Partnerschaften möglich sind.
Ausfallsicher und robust
Im Gegensatz zum SWIFTnet ist EBICS eine dezentrale Lösung und daher weder ein „single point of failure“ noch ein „single point of spying“ (bekanntlich wird SWIFT von der NSA überwacht). Wenn es zu technischen Störungen kommt, erkennt EBICS die Unterbrechung und vervollständigt die Übertragung selbstständig.
Verteilte elektronische Unterschrift
Zu den großen fachlichen Vorteilen von EBICS zählt die Möglichkeit einer zeitlich und räumlichen Verteilung von Transaktion und Zahlungsfreigabe. In Deutschland wird diese Funktion schon lange intensiv genutzt und ist in EBICS daher fachlich sehr ausgereift. In Frankreich oder der Schweiz gibt es die Funktion erst mit der Einführung von EBICS 3.0 und jetzt steigen auch dort die Nutzungsraten.
Zukunftssicher
In der ursprünglichen Konzeption war EBICS auf den Massenzahlungsverkehr (z.B. mit dem SEPA Clearer) und damit auf die Bulk Verarbeitung ausgelegt. Die Architektur hat aber auch eine rasche Adaption auf Einzeltransaktionen in Echtzeit (SEPA Instant Payments) zugelassen. Der SCT Inst Dienst RT1 der EBA Clearing kann via EBICS genutzt werden. Auch die Echtzeitbenachrichtigung für eingegangene Umsätze als Ergänzung zur Verarbeitung von SCT Inst Transaktionen (für Firmenkunden) ist im Standard definiert.
Hinsichtlich künftiger Sicherheitsstandards wurde die Zukunftsfähigkeit schon bewiesen: nicht nur bei der verbesserten Verschlüsselung im Internet (von SSL nach TLS), sondern auch bei der internen Verschlüsselung der Nachricht (von Triple-DES auf AES) .
Nachteile?
Der Vorteil der Dezentralität hat zum Entstehen von „Dialekten“ geführt. Z.B. wurden in Frankreich andere Vorgaben für die Verschlüsselung gemacht und auch in der Schweiz wurden technische Spezifikationen anders ausgelegt. Die wahre Internationalität ist für EBICS also noch nicht erreicht. Moderne Zahlungsverkehrssysteme wie z.B. CPG.classic können helfen diese Hürden zu überwinden.
Fazit
Banken im SEPA Raum müssen die Entwicklung von EBICS im Auge behalten, sofern sie diese Technologie nicht schon nutzen.
Sollten Sie weitere Fragen haben, nutzen Sie bitte unser Kontaktformular.
Wenn sie mehr über unsere Zahlungsverkehrslösung wissen möchten, die alle relevanten Kommunikationswege beherrscht, können Sie in diesem Youtube Video mehr erfahren:
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