Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
24.10.2022
Aktualisiert am
03.11.2023
Lesezeit
2 min
Die Banken des Euro-Raumes bekommen zum 20. März 2023 ein neues System für das Clearing von Zahlungen und den Wertpapierhandel. Diese neue Marktinfrastruktur der Europäischen Zentralbank löst das bisherige TARGET2 System ab. Dieser Beitrag gibt einen vereinfachten Überblick über die wichtigsten Neuerungen und Begriffe von „T2/T2S“.
Was ändert sich beim Umstieg von TARGET2 auf T2/T2S?
Viele Fachleute hatten erwartet, dass nach TARGET und TARGET2 nun TARGET3 der neue Name für die erneuerte Marktinfrastruktur der EZB sein wird. Das neue System ist aber weit mehr als das alte TARGET2, weil es nicht nur die Großbetragszahlungen abwickelt, sondern auch das Echtzeitzahlungssystem (TIPS) und die Wertpapierabwicklung (T2S) integriert. Folgerichtig nennt sich das Migrationsprojekt T2/T2S Konsolidierung. Hier die wesentlichen Änderungen für die Teilnehmer:
- das Monopol von SWIFT für den Zugang zum T2/T2S System wird gebrochen,
- eine neue Kontenstruktur wird eingeführt und
- die Transaktionen werden im ISO 20022 Format abgewickelt.
Nebensysteme von einzelnen Nationalbanken wie z.B. der SEPA Clearer (Elektronischer Massenzahlungsverkehr, EMZ) der Deutschen Bundesbank sind hinsichtlich ihrer Ansteuerung nicht von Änderungen betroffen. Die Versorgung mit Liquidität für solche Nebensysteme erfolgt aber aus T2 heraus.
Struktur und Komponenten des neuen TARGET Systems
Die T2/T2S Teilnehmer, vulgo „Banken“, müssen einen Vertrag mit einem Network Service Provider (NSP) abschließen. Zur Zeit sind zwei Unternehmen dafür zertifiziert: SWIFT und SIA (Nexi Gruppe). Der NSP ist für die sichere Kommunikation mit dem TARGET System verantwortlich.
Grundsätzlich kann der Zugriff durch einen Anwender (User) erfolgen, d.h. die Tätigkeiten können manuell in einer Benutzeroberfläche ausgeführt werden. Effizienter und automatisierbar sind Zugriffe mit einem Softwaresystem (Application) wie z.B. CPG.classic. Entsprechend wird zwischen U2A und A2A Zugriffen unterschieden.
Die wichtigsten Komponenten des Systems sind:
- ESMIG – Eurosystem Single Market Infrastructure Gateway
ESMIG ist das „Tor“ das alle U und A Aktionen passieren müssen. Es wird geprüft, ob der Teilnehmer grundsätzlich berechtigt ist auf das System zuzugreifen. Ebenso wird hier die Schemavalidierung der XML Nachrichten ausgeführt. - CRDM – Common Reference Data Management
Dieses Modul beinhaltet die Stammdatenverwaltung für T2, T2S und TIPS. Jeder Teilnehmer kann hier z.B. Berichte konfigurieren, die Benutzerverwaltung ausführen und eine Vielzahl weiterer Einstellungen vornehmen. Bei jeder Aktion im System wird im CRDM geprüft, ob der Benutzer über die entsprechende Berechtigung verfügt. - RTGS – Real Time Gross Settlement
Die taggleiche Übermittlung von Großbeträgen wird im RTGS ausgeführt. Damit ersetzt dieses Modul die TARGET2 Plattform, die bei der Migration außer Betrieb genommen wird. - T2S – TARGET2 Securities
Teilnehmer des Eurosystems können Wertpapiergeschäfte in Zentralbankgeld mit diesem Dienst vornehmen. - CLM – Central Liquidity Management
Wie oben geschrieben können die Teilnehmer zentral die Liquidität für die einzelnen Dienste verwalten. Ebenso sind hier die Zentralbankfunktionen angesiedelt (Verwaltung der Mindestreserve, Kreditlinie, etc.). Damit ist dieses Modul essentiell wichtig für jeden Teilnehmer.
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