Ein Beitrag von
Andreas Wegmann
Veröffentlicht am
26.02.2021
Aktualisiert am
13.01.2022
Lesezeit
3 min
Ein sogenannter Clearing and Settlement Mechanismus (CSM) dient dem Geldtransfer zwischen Banken. Weltweit gibt es ca. 150 solcher CSMs. Der Nutzen und die Funktionsweise werden in diesem Beitrag kurz erläutert.
Was ist Geld?
Um die Rolle eines CSM zu verstehen, muss man sich zunächst grundlegende Gedanken zu Geld machen. Die wichtigste Eigenschaft von Geld ist die begrenzte Verfügbarkeit. Wäre Geld, bzw. eine Währung unbegrenzt verfügbar, wäre sie wertlos. Geld ist heutzutage in den seltensten Fällen noch ein geprägtes Goldstück mit eigenem Materialwert, eher ein bedrucktes Stück Papier. In Zeiten des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist Geld meist sog. Fiatgeld, also imaginär.
Jeder eigenständige Staat besitzt sein eigenes Geld, seine Währung. I.d.R. hat die jeweilige Nationalbank die Aufgabe, Währungspolitik zu betreiben. Dies ist im Wesentlichen die Steuerung der Geldmenge, d.h. die Nationalbank muss insbesondere verhindern, das Geld bei Banken beliebig „entsteht“. Die Banken eines Staates „erhalten“ von der Nationalbank Geld und müssen dafür Sicherheiten hinterlegen. Wie die Bank ihrerseits das Geld verwendet, muss sie nachweisen, d.h. es muss z.B. nachvollziehbar sein, welchem Kontoinhaber wieviel Geld gehört.
Geld bewegen
Innerhalb eines Finanzinstitutes ist es natürlich einfach Fiatgeld zu bewegen: einem Konto wird etwas gut geschrieben, einem anderen etwas abgezogen. Banken können untereinander natürlich ebenfalls Geld bewegen. Im einfachsten Fall werden gegenseitig Konten eröffnet und Überweisungen getätigt. Erst wenn diese beiden Banken das Saldo ihrer getätigten Umsätze entsprechend an die Nationalbank gemeldet haben, wurde das Geld letztlich bewegt.
Korrespondenzbanksystem
Ungefähr 200 Banken weltweit widmen sich aktiv dem sog. Korrespondenzbankgeschäft, d.h. sie transferieren Geld für andere Banken. In vielen Fällen bieten diese Banken auch einen Währungswechsel an. Gerade in entlegenen Ländern ohne entwickeltes Finanzwesen, ist dies die einzige Möglichkeit Geld zu senden. Es können durchaus lange Ketten von Finanzinstituten nötig sein, bis das Geld beim Empfänger ankommt.
Wenn Banken in dieser Weise „Korrespondieren“, unterhalten sie gegenseitige Konten. Um die zugehörigen Finanznachrichten möglichst effizient auszutauschen (siehe Abbildung), haben europäische Banken 1973 SWIFT gegründet. Die Nachrichtenübermittlung erfolgt in einem eigenen Netz, mit speziellen Protokollen und Formaten.
Clearing and Settlement Mechanismus (CSM)
Bei ca. 30.000 Banken weltweit ist die Abwicklung von Zahlungen nur über Korrespondenzbanken nicht effizient. Zudem ist seit der Lehman Krise bewiesen, wie schnell dieses System zum Stillstand kommen kann, wenn ein Teilnehmer ausfällt.
Um beiden Problemen gerecht zu werden, wurden sog. CSMs geschaffen. Hier schließen sich Banken zu einem zentralen Kontensystem zusammen und können innerhalb des Systems Umsätze untereinander tätigen. Ein CSM funktioniert typischerweise auf Guthabenbasis, d.h. ein Teilnehmer kann die anderen nicht in den Abgrund reißen.
Unterschied zwischen Clearing und Settlement
Eine Geldbewegung geschieht i.d.R. in zwei Schritten:
- Clearing – die empfangende Bank bzw. CSM akzeptiert die Transaktion und sichert damit quasi die Verarbeitung zu
- Settlement – das Geld gelangt tatsächlich in den Verfügungsbereich des Empfängers, d.h. er kann es selbst weiterverwenden.
Im Sinne einer echten Online Verarbeitung würden beide Schritte zeitgleich erfolgen, allerdings ist das in der Finanzwelt noch die Ausnahme.
Clearing and Settlement Mechanismus und „Real Time Gross Settlement“ (RTGS)
Die moderneren CSM Systeme funktionieren nach dem RTGS Prinzip, also „Real Time“ und „Gross Settlement“. Oft haben Banken einen fast ausgewogenen Zahlungsstrom mit anderen Banken, d.h. „es kommt ungefähr soviel rein, wie raus geht“. Um die eigene Liquidität zu schonen wird versucht, die eigenen Zahlungsausgänge möglichst spät auszulösen. Um zu vermeiden, dass Teilnehmer sich einseitige Vorteile verschaffen, gibt es bei den CSMs unterschiedliche Maßnahmen. Im CSM der EU, dem TARGET2 System werden Zahlungen möglichst sofort ausgeführt. Wenn aber keine Deckung vorhanden ist wird gewartet, bis Zahlungseingänge erfolgt sind. Insofern ist der Begriff „Real Time“ bei CSM Systemen relativ zu sehen.
Der Begriff „Gross Settlement“ bedeutet, dass die Verrechnung der Umsätze ohne Abzug von Gebühren erfolgt. Gebühren werden also getrennt berechnet.
Clearing and Settlement Mechanismus und Blockchain (Distributed Ledger Technology – DLT)
Es gibt ja weltweit verschiedene Initiativen sog. Kryptowährung parallel zur eigenen Währung einzuführen. Sobald ein Staat seine Währung tokenisiert, ist die Weitergabe dieser Kryptowährung eher mit Bargeld vergleichbar, als mit Fiatgeld. Das DLT System ersetzt die zentrale Datenbank der Nationalbank. Die Geldmenge wird nicht mehr über die Banken gesteuert, sondern ist quasi eine Eigenschaft der Währung an sich. Eine Kryptowährung braucht also kein Konto im herkömmlichen Sinn. Die Rolle einer Bank wird im Umfeld einer Krypotwährung grundlegend anders. Auch ein CSM hätte nur noch für Währungswechsel eine Daseinsberechtigung. Clearing und Settlement verschmelzen zu einem Schritt bei einer Kryptowährung.
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